„drei geschichten von morgen“ im kino : auf eine zukunft ohne menschlichkeit

Das Künstlerpaar Harriet Maria und Peter Meining macht inzwischen Kino. In dem Episodenfilm „Drei Geschichten von Morgen“ entwerfen sie komisch-düstere Dystopien. Ob Gott zufrieden ist mit

seiner Schöpfung? Schwer zu sagen, fest steht: Der Mensch, dieses ewige Mängelwesen, hat ein Talent dafür, sich das mögliche Paradies auf Erden zur Hölle zu machen. Und für Fortschritt zu

halten, was ihm tatsächlich das Menschsein austreibt. Davon handelt der Film „Drei Geschichten von Morgen“ des Künstlerpaars Harriet Maria und Peter Meining, das in der Vergangenheit mit

seinem Label norton.commander.productions Performances, Installationen und Hörspiele produziert und die freie Szene sehr bereichert hat. 2018 beschlossen die beiden die Gründung ihrer

eigenen Produktionsfirma Mauser Film und verlegten sich aufs Kino. Allerdings mit dem gleichen abgründigen Witz und dem Interesse an skurrilen bis dystopischen Zukunftsszenarien, von dem

auch ihre Theaterarbeiten geprägt waren. „Drei Geschichten von Morgen“ bündelt nun drei Kurzfilme der Meinings, die zwischen 2019 und 2023 entstanden sind – versehen mit einer Klammer. Zu

Bildern eines Wickelbabys im All (eine lustige „2001 – Odyssee im Weltraum“-Referenz) sinniert der Schöpfer höchstselbst über die Menschheit und ihr Kreuz mit der vermaledeiten Einsamkeit

auf Erden. Zwar funktionieren die Filme auch jeweils für sich genommen. Aber erst im Zusammenspiel der drei Geschichten ergibt sich ein Zukunftsprisma, durch das unsere Gegenwart in all

ihren Auswüchsen zu schillern beginnt. Verbunden mit der Frage: Was ist eigentlich intelligentes Leben? Und wo in den unendlichen Weiten des Universums findet es sich? Empfohlener

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der Katze“ – ein Zukunftskrimi mit Science-Fiction-Einschlag – trainiert eine Mutter (Petra Schmidt Schaller) ihre siebenjährige Tochter (Rosa Henriette Löwe) gnadenlos für das Überleben in

der Wildnis, zu der die Gesellschaft geworden ist. Hier helfen nur Lektionen in Verzicht auf alles Materielle, Nahkampferfahrung und fortgeschrittene Kenntnisse der Natur nebst ihrer

Giftpilze. DER MENSCH IST DAS WAHRE AUSLAUFMODELL Humanität ist in diesem Abschottungssetting nicht mehr vorgesehen, was sich besonders an der Anschaffung eines Haussklaven namens Hund zeigt

– ein bedauernswerter Junge (Oskar Brandt), der mit spärlichen Essensrationen abgespeist wird. Tatsächlich ist es allerdings die Mutter selbst, die hier eine Lektion lernt: Die größten

Gefahren lauern nicht im vermeintlich feindlichen Draußen…  Die zweite Geschichte „Falter“ spielt in einer gründlich verseuchten Welt, in der Schutzanzüge Pflicht sind und

zwischenmenschliche Kontakte im Murks enden. Der Held Falter (Andrè M. Hennicke) erwirbt deshalb bei einem halbseidenen Verkäufer (Bernhard Schütz) einen sehr sympathisch und sehr lebensecht

wirkenden Androiden namens Dave (Michael Kranz), der praktischerweise nicht mal auf die Toilette muss („Ich zersetze alles rückstandslos – nur weinen kann ich nicht.“). Zwar ist dieser Dave

als Auslaufmodell gelabelt, aber „Falter“ legt mit feinem Witz und leiser Melancholie nahe, dass in KI-Zeiten die wirklich gestrigen Wesen die Menschen sein könnten. Ein Faden, den auch die

dritte Episode „Eden 3030“ aufnimmt. In dieser entscheidet sich ein Paar (Llewellyn Reichmann und Samouil Stoyanov) fürs ewige Leben. In einem Kryonik-Institut (geführt von Lars Rudolph)

sollen sie nach dem Tod konserviert und irgendwann wieder aufgetaut werden. Das Ableben kommt allerdings schneller, als die beiden dachten. Und tatsächlich erwachen sie nach tausendjährigem

Tiefkühlschlaf im Jahre 3030 wieder – geweckt von einer höher entwickelten Spezies, die aus lauter Klugscheißer-Kindern besteht. Einer der besten, vor Sarkasmus leuchtenden Momente des

Films. Die Frau bringt das Dilemma mit den vermeintlichen Versprechen der Zukunft auch auf den Punkt: „Später wird es wie jetzt“, sagt sie kurz vor dem Einfrieren. „Nur besser.“