Westlicher libyen-einsatz: das bombengeschäft

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Westlicher libyen-einsatz: das bombengeschäft"


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Meldung klang, als wäre ein westliches Kampfflugzeug endlich einem echten Gegner im libyschen Luftraum begegnet: Eine französische "Rafale"-Maschine habe ein libysches Jagdflugzeug


abgeschossen, meldete der US-Nachrichtensender ABC. Später entpuppte sich der vermeintliche Jäger allerdings als Soko "Galeb" - ein altes Trainingsflugzeug, das in den sechziger


Jahren in Jugoslawien entwickelt wurde und auch als leichter Bomber eingesetzt werden kann. Die "Galeb" besitzt keinerlei Waffen für den Luftkampf und wäre einer "Rafale"


schutzlos ausgeliefert. Doch selbst ein Luftsieg über einen derart unterlegenen Gegner war der "Rafale" nicht vergönnt: Frankreichs Generalstab musste später einräumen, dass die


"Galeb" erst nach der Landung durch eine Luft-Boden-Rakete zerstört wurde. Dabei hätten die Franzosen eine Erfolgsmeldung über ihr neues Kampfflugzeug dringend gebraucht. 1985


stieg Paris aus dem späteren "Eurofighter"-Programm aus und entschied sich, ein eigenes Flugzeug zu entwickeln. Doch während der "Eurofighter" außer in den


Entwicklerländern Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien inzwischen auch in Österreich und Saudi-Arabien eingesetzt wird, blieb die "Rafale" (zu Deutsch:


"Windstoß") ein Ladenhüter. Obwohl offiziell einsatzbereit seit 2004, hat sie bisher noch keinen ausländischen Abnehmer gefunden - trotz Werbung aus Paris. LUFTKRIEG ALS


WERBEPLATTFORM FÜR WAFFENSYSTEME Der Libyen-Einsatz "könnte ein Weg sein, für die 'Rafale' Werbung zu machen, da sie nun kampferprobt ist", sagte Jean-Pierre Maulny,


stellvertretender Direktor des französischen Instituts für Internationale und Strategische Beziehungen (IRIS). Zwar werde die "Rafale" auch in Afghanistan eingesetzt. "Aber


dieser Konflikt ist nicht populär", meint Maulny. Die Hersteller würden nur ungern mit ihm in Verbindung gebracht. Im Fall von Libyen ist das offenbar anders. Bei den bisher erfolglosen


Verhandlungen "wird Libyen ein Verkaufsargument sein", zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen nicht namentlich genannten französischen Beamten. Auch Christopher Menard, Analyst


bei Kepler Capital Markets, nennt den Einsatz in Nordafrika ein "technologisches Schaufenster" und eine echte Bewährungsprobe für die "Rafale" - "vorausgesetzt, es


geht kein Flugzeug verloren". Bei der Konkurrenz von "Eurofighter" wertet man den Libyen-Einsatz gar schon jetzt als Erfolg: Der Kampfjet zeige eine "sehr gute


Performance", bereite keine Probleme und beeindrucke mit geringem Wartungsaufwand, schwärmt ein Sprecher - freilich ohne Details zu nennen. Das Eigenlob klingt merkwürdig, denkt man an


die fast schon überheblichen Aussagen westlicher Militärs zur libyschen Gegenwehr. Greg Bagwell, der Kommandeur der britischen Luftstreitkräfte, hat die libysche Luftwaffe bereits am


Mittwoch für praktisch nicht mehr existent erklärt. Frankreichs Generalstabschef Admiral Edouard Guillaud sagte am Freitag, Libyens Luftraum sei "unter Kontrolle". Der französische


Verteidigungsminister Gérard Longuet tönte in der Zeitung "Le Figaro": "Die libysche Luftwaffe auszuschalten, dauert einige Stunden. Die Panzer zu stoppen, dauert Tage."


Mit anderen Worten: Man hat in Libyen keinen ernstzunehmenden Gegner angetroffen. Deshalb halten es Experten für vielsagend, dass bisher keine Luftsiege über libysche Kampfflugzeuge bekannt


wurden. Während Franzosen, Briten und Amerikaner keineswegs zimperlich sind, Erfolge bei der Bombardierung von Bodenzielen zu melden, wurde über Luftkämpfe so gut wie nichts bekannt.


"Und das, obwohl die Flugverbotszone das eigentliche Mandat des Westens ist", sagt Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS). Das


dröhnende Schweigen betrifft nicht nur die "Rafale", die Luft- und Bodenziele bekämpfen kann, sondern vor allem den "Eurofighter". Der Libyen-Konflikt ist für ihn der


erste Kampfeinsatz überhaupt - doch ob einer der Jets überhaupt schon einen Schuss abgefeuert hat, ist unbekannt. "Darüber können wir derzeit keine Angaben machen", erklärte das


britische Verteidigungsministerium gegenüber SPIEGEL ONLINE. Eine Sprecherin sagte lediglich, die 14 in Libyen eingesetzten britischen "Eurofighter" seien ausschließlich für die


Bekämpfung feindlicher Flugzeuge ausgerüstet. Bodenziele würden von "Tornado"-Jagdbombern attackiert. USA BENUTZEN DREI NEUE WAFFENSYSTEME Auch die Amerikaner schicken drei neue


Waffensysteme in den Libyen-Einsatz: Den Kampfjet EA-18G "Growler", das Lenkwaffen-U-Boot "USS Florida" und eine neue Version des "Tomahawk"-Marschflugkörpers.


Die "Growler" ist eine auf elektronische Kampfführung spezialisierte Variante des Mehrzweckkampfjets F/A-18 "Super Hornet". Sie kann feindliche Radaranlagen und


Kommunikationssysteme stören und Flugabwehranlagen mit Raketen beschießen. Die "USS Florida" ist das erste Exemplar einer neuen Klasse atomgetriebener Lenkwaffen-U-Boote, die


sogenannten SSGN ("Submersible Guided Missile Nuclear"). Wie ihre Schwesterboote "Ohio", "Michigan" und "Georgia" war die "Florida" zunächst


mit 24 ballistischen "Trident"-Atomraketen bewaffnet. In den vergangenen Jahren wurden 22 der 24 "Trident"-Startrohre mit bis zu 154 der wesentlich kleineren


"Tomahawk"- Marschflugkörper bestückt. Aus den restlichen zwei Startrohren können Spezialeinheiten oder ferngesteuerte Tauchroboter das U-Boot verlassen. Bei der Operation


"Odyssey Dawn" in Libyen hat ein SSGN erstmals Ziele im Kampfeinsatz beschossen: Die "Florida" gehörte zu den drei U-Booten und zwei Zerstörern, die Marschflugkörper auf


libysche Flugabwehrstellungen und Kommandozentren abgefeuert haben. Dabei kam erstmals auch die neue Block-IV-Version des "Tomahawk"-Marschflugkörpers zum Einsatz. Die 2004


eingeführte R/UGM-109E "Tactical Tomahawk" kann während ihres Flugs auf eines von 16 gespeicherten Zielen umprogrammiert werden, Sensordaten zur Kommandozentrale zurückschicken und


vor ihrem Einschlag stundenlang über dem Zielgebiet kreisen. Experten gehen davon aus, dass der Libyen-Konflikt ein Test für die neue "Tomahawk" ist - denn gegen die Flugabwehr


Libyens, die seit Jahrzehnten nicht mehr modernisiert wurde, hätten wohl auch ältere Versionen genügt. ANGST VOR HOHEN KOSTEN Diejenigen, die den Libyen-Konflikt als Werbefeldzug begreifen,


dürfen die Kosten freilich nicht aus dem Ruder laufen lassen. Zack Cooper, Analyst beim Center for Strategic and Budgetary Assessments (CSBA) in Washington, taxierte schon den Preis für die


Zerstörung der libyschen Flugabwehr auf 400 bis 800 Millionen US-Dollar. Die Aufrechterhaltung der Flugverbotszone koste allein die USA weitere 30 bis 100 Millionen Dollar pro Woche - und


das unter der Annahme, dass die Zone nicht ganz Libyen erfasst, sondern sich auf das Gebiet nördlich des 29. Breitengrades beschränkt. Auch der britische Experte Francis Tusa warnte: Wenn


zehn "Typhoon"-Jets täglich in der Flugverbotszone zum Einsatz kämen, koste das zwei bis drei Millionen Pfund (2,3 bis 3,4 Millionen Euro). Großbritanniens Finanzminister George


Osborne will davon nichts wissen: Er schätzte die Kosten für den Libyen-Einsatz auf einen lediglich zweistelligen Pfund-Millionenbetrag. Der französische Militärexperte Jean Dominique


Merchet sprach gar von "Peanuts": Der Einsatz eines "Rafale"-Kampfjets koste nur etwa 30.000 Euro pro Stunde. Mit Material von dpa und Reuters


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