Antikörper gegen Corona: Das steht hinter dem von Trump versprochenen Heilmittel - DER SPIEGEL

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Antikörper gegen Corona: Das steht hinter dem von Trump versprochenen Heilmittel - DER SPIEGEL"


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Mitarbeiter des Pharmakonzerns Lilly bei der Arbeit mit Antikörpern


Trump ist gekommen, um ein kostenloses Heilmittel ("cure") zu verkünden. Er steht vor dem Oval Office im Garten des Weißen Hauses, die Schatten der Bäume huschen über seinen Kopf. Rund vier


Minuten spricht er in die Kamera, berichtet davon, wie er sich nach der Behandlung mit einem gewissen Medikament schlagartig besser gefühlt habe. Jeder Amerikaner solle die gleiche


Behandlung erhalten wie er, sagt Trump. Kostenlos.


Aus diesem Grund werde er dafür sorgen, dass dieses und ein weiteres Medikament schnell zugelassen werden. "Die nennen das Therapeutikum", sagt Trump. "Für mich war es viel mehr als das. Es


war ein Heilmittel." Immer wieder wendet sich der US-Präsident bei seiner Ansprache an Menschen, die mit Covid-19 im Krankenhaus liegen.


Tatsächlich haben zwei Unternehmen, Regeneron und Eli Lilly, am Mittwoch in den USA die Notfallzulassung von Antikörper-Medikamenten gegen Sars-CoV-2 beantragt. Eines der Mittel hatte Trump


zu Beginn seiner Erkrankung erhalten. Experten bewerten beide Medikamente als vielversprechend. Noch ist jedoch nicht belegt, dass sie schwer erkrankten Patienten tatsächlich helfen können.


Die wichtigsten Fakten:


Bei den Therapien erhalten Patienten künstlich erzeugte Antikörper, die an das Coronavirus andocken und verhindern sollen, dass es in Zellen eindringt. Nur dort kann sich das Virus


vermehren. Aus diesem Grund sind Antikörpertherapien mit zwei verschiedenen Hoffnungen verknüpft:


Sie sollen Infizierte vor schweren Krankheitsverläufen schützen.


Möglicherweise können sie darüber hinaus jedoch auch gesunde Menschen vor Infektionen bewahren und somit etwa bei Ärzten und Krankenpflegern eingesetzt werden, bis richtige Impfungen


existieren.


Bei beiden jetzt diskutierten Mitteln laufen aktuell Studien, die eine schützende Wirkung bei gesunden Menschen ergründen. Die Ergebnisse stehen allerdings noch aus. Zur Wirkung der Mittel


bei Infizierten hingegen existieren erste Daten.


Beim ersten Mittel handelt es sich um den Antikörper-Cocktail, den Trump kurz nach seiner Diagnose erhalten hat. Hergestellt wird er vom US-Biotechunternehmen Regeneron. Der Cocktail enthält


zwei Antikörper, die sich gegen ein Schlüsselprotein von Sars-CoV-2 richten.


Ob das Mittel Trump geholfen hat oder nicht, lässt sich nicht sagen. Neben dem Antikörper-Cocktail erhielt der US-Präsident noch zwei Medikamente, die vor allem bei schwer Erkrankten


eingesetzt werden. Auch grundsätzlich sollte nur in absoluten Ausnahmefällen von einzelnen Patientenberichten auf die Wirkung eines Mittels geschlossen werden. Stattdessen werden neue


Medikamente in der Regel an Hunderten oder auch Tausenden Menschen getestet.


Das zweite, sehr ähnliche Mittel, stammt vom Pharmakonzern Lilly. Obwohl der Konzern ebenfalls an einem Cocktail aus zwei Antikörpern forscht, wurde die Notfallzulassung erst mal nur für


einen der beiden Antikörper eingereicht . Der Antrag für den Cocktail soll im November folgen, wenn weitere Daten vorliegen. Eine Therapie mit mehr als einem Antikörper reduziert


wahrscheinlich das Risiko für Resistenzen.


Auch Lilly veröffentlichte bislang nur Zwischenergebnisse einer laufenden Studie. Demnach kann der Antikörper ebenfalls die Viruslast bei Patienten senken. Außerdem mussten dem Unternehmen


zufolge im Vergleich zu einer Placebo-Gruppe weniger Patienten ins Krankenhaus oder in die Notaufnahme. Aufgrund der geringen Zahl der betroffenen Probanden ist diese Aussage jedoch mit


Vorsicht zu betrachten.


Die bislang bekannten Ergebnisse zu beiden Antikörpertherapien haben außerdem eine große Einschränkung: Sie basieren ausschließlich auf Daten von Patienten, die nur milde bis moderate


Beschwerden hatten und zum Zeitpunkt der Therapie nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten. Aktuell laufen auch Studien mit schwerer erkrankten Klinikpatienten, die Ergebnisse stehen


jedoch noch aus.


Ebenfalls wichtig zu wissen ist, dass die veröffentlichten Ergebnisse bislang nur auf den Daten von wenigen Hundert Patienten basieren. Die Ergebnisse wurden auch noch nicht in


Fachzeitschriften veröffentlicht und von unabhängigen Experten begutachtet. Da die Studien weiterlaufen, ist jedoch bald mit neuen Ergebnissen zu rechnen. Immerhin von schweren


Nebenwirkungen hat bislang keines der Unternehmen berichtet.


Die Medikamente seien sehr vielversprechend, sagt Martin Landray von der University of Oxford. "Beide Studien zeigen, dass monoklonale Antikörper, die auf das Spike-Protein des Coronavirus


abzielen, die Viruslast verringern und Symptome verbessern können." Um zu beurteilen, ob die Mittel schwere Verläufe effektiv verhindern können, seien jedoch deutlich mehr Daten nötig.


"Wir müssen wissen, ob die Mittel das Ergebnis für die Patienten tatsächlich verbessern können - also Krankenhauseinlieferungen vermeiden, Krankenhausaufenthalte verkürzen, die Zahl der


künstlichen Beatmungen reduzieren und die Überlebenschancen verbessern", sagt Landray. Zudem brauche es Informationen dazu, wie gut die Medikamente zum Beispiel bei Älteren, verschiedenen


ethnischen Gruppen oder Menschen mit weiteren Erkrankungen funktionierten.


Stephen Evans von der London School of Hygiene & Tropical Medicine schätzt die Situation ähnlich ein. Die Belege für die Wirksamkeit der Antikörper seien ermutigend, aber noch begrenzt.


"Dass eine Notfallzulassung in den USA beantragt wurde, heißt auch noch nicht, dass die Unternehmen schon ausreichend Daten dafür zusammen haben - sondern dass sie hoffen, sehr bald darüber


zu verfügen."


Die Produktion von Antikörpern ist aufwendig und teuer, ihre Mengen sind beschränkt. Beide Unternehmen haben jedoch bereits unabhängig von den Ergebnissen ihrer Studien mit der Produktion


begonnen.


"Aktuell sind Dosen für schätzungsweise 50.000 Patienten verfügbar", schreibt Regeneron in einem Statement . "Wir gehen jedoch davon aus, dass innerhalb der nächsten Monate Dosen für


insgesamt 300.000 Patienten erhältlich sein werden."


Lilly sichert für seinen Antikörper eine Million Dosen im vierten Quartal zu - allerdings in der niedrigsten der untersuchten Dosierungen.


Zum Vergleich: Allein in den vergangenen sieben Tagen haben sich in den USA laut Behörden  mehr als 300.000 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert.


Fazit: Antikörperbehandlungen könnten sich zu einem wichtigen Baustein der Covid-19-Therapie entwickeln. Noch ist allerdings unklar, wie stark Patientinnen und Patienten von den Mitteln


profitieren. Zu dieser Frage laufen aktuell noch Studien. Ein "Heilmittel" werden Antikörper wahrscheinlich nicht, im besten Fall können sie Menschen aber vor Infektionen und schweren


Verläufen schützen.


Mitarbeiter des Pharmakonzerns Lilly bei der Arbeit mit Antikörpern


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