Pascal-prozess: anklage fordert fünf mal lebenslänglich

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Saarbrücken - Oberstaatsanwalt Josef Pattar forderte heute vor dem Landgericht Saarbrücken für fünf Angeklagte lebenslange Haft wegen Mordes und sexuellen Kindesmissbrauchs, für eine Frau

wegen verminderter Schuldfähigkeit 14 Jahre und neun Monate Haft sowie Einweisung in die Psychiatrie, für weitere fünf Angeklagte Freiheitsstrafen von viereinhalb bis neuneinhalb Jahren

wegen Beihilfe und in einem Fall Freispruch. Der Oberstaatsanwalt beantragte außerdem Sicherungsverwahrung für vier der mutmaßlichen Mörder, darunter die Wirtin der "Tosa-Klause",

Christa W. In seinem Plädoyer sagte Pattar, zwar gebe es keine objektiven Beweise für den Mord an Pascal, aber die Aussagen von Angeklagten und Zeugen seien im Kern glaubwürdig. Die

Sexualstraftäter hätten eine "Tosa-Gemeinschaft" gebildet und der Wirtin dafür Geld gezahlt, Kinder im Hinterzimmer missbrauchen zu können. Pattar sagte, Christa W. habe eine

menschen- und lebensverachtende Haltung. Ihr sei es nur um den finanziellen Gewinn gegangen. Die Wirtin hatte die Anklagevorwürfe entschieden bestritten. Der kleine Pascal verschwand am 30.

September 2001 mit seinem Fahrrad in Saarbrücken-Burbach. Er soll laut Anklage mit Süßigkeiten in die nahe gelegene "Tosa-Klause" gelockt und von vier Männern vergewaltigt worden

sein. Einer der Täter soll gemeinsam mit der Wirtin der Aushilfe Andrea M. befohlen haben, das schreiende Kind mit einem Kissen ruhigzustellen. Andrea M. hatte die Tötung zunächst gestanden,

später aber ihre Aussage widerrufen. DIE LEICHE WURDE NIE GEFUNDEN Für sie beantragte Pattar eine fast 15-jährige Haftstrafe und Unterbringung in der Psychiatrie. Andrea M. und Dieter S.

sollen die Leiche des Kindes in einen blauen Müllsack gelegt und gemeinsam mit der Wirtin zu einer Kiesgrube im französischen Forbach gebracht haben. Sie wurde bisher nicht gefunden.

Lebenslange Haft wegen Mordes - auch durch Unterlassen - forderte der Oberstaatsanwalt für Christa W. sowie für die mutmaßlichen Vergewaltiger Hans-Josef W., Michael C., Dieter S. und Martin

R. Bis auf Michael C. sollen sie anschließend in Sicherungsverwahrung kommen. Wegen Beihilfe zu den Verbrechen forderte der Ankläger für "Siggi" D. neuneinhalb Jahre Gefängnis, je

sieben Jahre für Erika K. und Gabriele G. sowie je viereinhalb Jahre für Horst K. und Kurt K. Für den Angeklagten Detlef S. beantragte der Oberstaatsanwalt Freispruch, weil er zur Tatzeit

nicht in der Kneipe gewesen sei. Der 13. Angeklagte, Günter L., hatte 2005 einen Schlaganfall, er ist inzwischen gestorben. Die Wirtin war Vormund von Andrea M. und Pflegemutter von deren

1995 geborenem Sohn. Dieser hatte Anfang 2002 das Verfahren ins Rollen gebracht, nachdem seine Betreuer bei ihm sexuellen Missbrauch vermutet hatten. Den Angeklagten wird auch

Kindesmissbrauch an diesem Jungen und einem zehnjährigen Mädchen vorgeworfen. Mehrere Angeklagte widerriefen ihre Geständnisse vor Gericht. Sie erklärten, Vernehmungsbeamte hätten sie

psychisch unter Druck gesetzt. Als Letzte waren sechs Beschuldigte im Juni 2006 aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nächste Woche haben die Verteidiger das Wort. Das Urteil soll am

7. September gesprochen werden. _Inge Treichel, AP_