Oscar pistorius: verteidiger plädiert im mordprozess in pretoria

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Morgen des 41. Verhandlungstages trat Oscar Pistorius ganz anders auf als zuvor. Der weltberühmte Sprintstar, der beschuldigt wird, nach einem Streit seine Freundin Reeva Steenkamp ermordet


zu haben, stürmte regelrecht in das Gerichtsgebäude in Pretoria; er wirkte aufgeräumt und zuversichtlich, die Niedergeschlagenheit des Vortages schien wie weggeblasen zu sein. Das Plädoyer


seines Chefverteidigers Barry Roux stand an, der Staranwalt werde die schwerwiegenden Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nach allen Regeln der Kunst zerpflücken - so die Hoffnung. Roux umarmte


seinen Mandanten und klopfte ihm auf den Rücken. Als wolle er sagen: Keine Sorge, mein Junge, ich werde dich raushauen. Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Pistorius. Roux legte gleich


richtig los. Er beschrieb genüsslich die Pannen bei den kriminalpolizeilichen Ermittlungen, disqualifizierte Experten und Gutachter als Dilettanten, kanzelte Zeugenaussagen als unglaubwürdig


ab und attackierte immer wieder die Beweisführung der Staatsanwaltschaft. Das niedergeschriebene Plädoyer der Verteidigung ist doppelt so lang wie das der Anklage, es umfasst 243 Seiten.


Darin beschreibt Roux seinen Mandanten als verletzlichen Menschen, der seit frühester Kindheit unter seiner Behinderung litt. Pistorius sei ein kleiner Junge ohne Beine gewesen, der nicht


weglaufen konnte. Die Erfahrung der Schutzlosigkeit habe sich in Oscars Seele gebrannt, Roux verglich sie mit den Ohnmachtsgefühlen einer missbrauchten Frau. Als der Angeklagte in der


Tatnacht die tödlichen Schüsse abgab, habe er sich von einem unbekannten Eindringling bedroht gefühlt und reflexhaft selbst verteidigt; Roux sprach von einem "Urinstinkt". "Er


war tief beunruhigt, er war furchtsam." In diesem Zustand sei dem Schützen gar nicht bewusst gewesen, was er da tat. ER SCHLÄGT MIT DER HAND AUFS PULT Barry Roux unterstrich seine


Argumente mit eindringlichen Gesten, hob und senkte die Stimme, grinste manchmal triumphierend, schlug mit der Hand aufs Pult - ein Staranwalt, der alle Register der Selbstgefälligkeit zog.


Die Richterin Thokozile Masipa schien das nicht sonderlich zu beeindrucken. Reglos wie eine Sphinx thronte sie auf dem Richterstuhl und hörte sich gelassen die Ausführungen an. Nur einmal


unterbrach sie den Redefluss des Verteidigers: "Sie haben Ihren Punkt gemacht." Der Angeklagte saß den ganzen Tag aufrecht in der ersten Bankreihe. Er schaute fast ununterbrochen


auf den Rücken des Anwalts, der ihn retten soll. Und am Ende lächelte er wieder. Auch seine Angehörigen waren vom rhetorischen Feuerwerk des Verteidigers sichtlich angetan. Fraglich, ob es


auch die Richterin überzeugen wird. An Oscar Pistorius scheiden sich die Geister, nach diesem Mammutprozess mehr denn je. Zu jeder Meldung aus dem Gerichtssaal wurden Hunderte Mails, Tweets


und Kommentare geschrieben. Er wird gehasst oder bewundert, dazwischen ist nichts. "Oscar war, ist und bleibt unsere Held", prangt auf einem Transparent, das an der Bushaltestelle


vor dem Gericht aufgehängt wurde. Seine Fangemeinde ist groß, sie lässt sich von den massiven Anschuldigungen nicht irritieren und feiert den beinamputierten Sprinter nach wie vor als


Vorbild: Oscar, der attraktive "Blade Runner", der seine Behinderung überwand, zum Sportstar aufstieg und dann von einem tragischen Unglück heimgesucht wurde. Für die


Sympathisanten steht fest: Ihr Oscar wollte nur einen Kriminellen unschädlich machen und nicht die Frau ermorden, die er liebte. Er habe im Affekt geschossen. Das einmütige Urteil:


fahrlässige Tötung. URTEIL AM 11. SEPTEMBER Für die andere Seite aber bleibt Pistorius ein Mörder, ein eitler, unbeherrschter, schießwütiger Mann, der an seinem Allmachtswahn scheiterte -


und an einer selbstbewussten Freundin, die sich ihm nicht bedingungslos unterordnen wollte. Der Staatsanwalt hat zahlreiche Belege für das aggressive Verhalten des Angeklagten gesammelt. Er


beschreibt ihn als Waffennarren, der in schlaflosen Nächten auf dem Schießstand herumballert. Als verantwortungslosen Aufschneider, der sogar in einem vollbesetzten Restaurant unter dem


Tisch einen Schuss auslöst. Als eifersüchtigen Feuerkopf, der Rivalen droht, ihnen die Beine zu brechen. In 40 Verhandlungstagen war bei Pistorius wenig Empathie für das Opfer zu erkennen,


dafür umso mehr Selbstmitleid. Er weiß, dass er in jener verhängnisvollen Nacht zum 13. Februar 2013 sein Leben ruiniert hat, egal wie der Prozess ausgeht. Nun beginnt für den 27-Jährigen


eine bange Zeit des Wartens. Bis zum 11. September. An diesem Tag wird Richterin Masipa das Urteil verkünden.


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