Endlich zurück: Vokuhila! - DER SPIEGEL

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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Adam


Yauch hat eine langweilige Frisur. Schwarz und glatt und kurz kleben die Haare am Kopf des Beastie-Boys-Sängers. Nicht unbedingt die passende Frisur für einen ausgeflippten Künstler. Gut


möglich also, dass der fast 40-Jährige an schlechten Tagen auch mal morgens vor dem Spiegel steht und sich selbst langweilig findet. Sich wünscht, dass die Haare auf seinem Kopf so verrückt


und progressiv wären wie die Musik, die er zusammen mit seinen Bandkollegen Mike D. und MCA produziert: Struppig und sperrig und mit dem unbedingten Mut zur Pose. Unter all den Frisuren


dieser Welt hat sich Adam Yauch dann allerdings ausgerechnet den Vokuhila-Schnitt als Vorbild ausgesucht. "One on the sides, don't touch the back / Six on the top and don't


cut it wack, Jack!" So gaben Yauch und Kollegen im Song "Mullet Head" (in etwa: Mattenkopf) den Mantafahrern dieser Welt schon 1995 die genaue Anleitung, wie eine ordentliche


"Mütze" auszusehen hat. Und setzten der lange verpönten Un-Frisur ein Denkmal. Adam Yauch meint: "Der Mullet hat eine große, ganz eigene Geschichte." VIELE VERSTEHEN DEN


VOKUHILA NICHT Es ist allerdings eine Geschichte voller Missverständnisse und Demütigungen. Der Vokuhila, die Frisur mit der Zündschnur - vorne kurz, hinten lang - lässt niemanden kalt und


galt über Jahre als unverzichtbares Attribut des Vollproleten - neben der Goldkette um den Hals, versteht sich, und dem Manta in der Garage und dieser unechten Solariums-Bräune im Gesicht.


Der Vokuhila war der Inbegriff des hässlichen Deutschen. Noch 1998 ließ die englische Popband Lightening Seeds in einem Musikvideo eine Truppe langhaariger Bierbauchträger zum Fußballspiel


antreten. Auf der Rückseite des Trikots stand bei jedem Spieler "Kuntz", englisch ausgesprochen ein obszöner Ausdruck. ...DOCH IM WEB FINDET ER FANS! Dieser Haarschnitt hatte es


wirklich nicht leicht. Dabei sind die langen, ungebändigten Haare ja eigentlich ein Produkt der sechziger und siebziger Jahre, ein Kind der "Love and Peace"- Bewegung und deshalb


durchaus kultverdächtig. Im Internet gibt es schon seit Jahren eine kleine Fangemeinde , die den Vokuhila mit einer Mischung aus böser Schadenfreude und wissenschaftlicher Neugier genauer


unter die Lupe nimmt. Zitat: "Hier finden sie die unglaublichsten Frisuren aller Zeiten. Es ist beeindruckend. Wir wollen mehr davon." Gut möglich, dass dem Wunsch der


Vokuhila-Fans bald entsprochen wird, und nicht nur auf den Trash-Seiten des Internets, sondern auf den Laufstegen der großen Modehäuser. Die Achtziger kommen zurück, und mit ihnen auch


Männer wie Patrick ("Schwitzi") Swayze und McGyver und Don Johnson. Der Gucci-Chefdesigner Tom Ford stattete schon 1999 eine komplette Anzeigenkampagne mit dem haarigen Super-GAU


aus, in Mailand und Paris kräuseln sich die Nackenhaare, und auch Juliet Elliot, neues britisches Mode-Idol, lässt es wuchern. DER VOKUHILA KOMMT ALSO ZURÜCK Wer sich schon mal informieren


will, was da genau auf ihn zukommt, sollte die fiesen Scheitel  anklicken. Auf der fein gemachten Seite präsentieren ein paar Kinder der stilsicheren Neunziger die wunderlichsten


Haartrachten an den wunderlichsten Stellen des Körpers. Fast mit Ehrfurcht bewundern sie, was sich Menschen in früheren Zeiten einmal getraut haben, und was das menschliche Haar, das


normalerweise ja ganz friedlich vor sich hinwächst, anrichten kann - wenn man es lässt. Und wenn die Haare einer Nation erklärt werden, dann auch die Menschen, die sie auf dem Kopf tragen.


So gesehen ist die Scheitel-Historie auch eine Dokumentation der BRD. Irgendwie. Denn es sind nicht nur Außenseiter und Vollproleten, die sich die Haare um den Hals wachsen lassen, sondern


auch Stützen der Gesellschaft aus Sport, Politik und Kultur. Auf der Scheitel-Seite findet sich dann nicht zu Unrecht eine Hommage an die Kicker-Haartracht der Weltmeisterschaft 1978. Als


die deutschen Kicker noch nicht aussahen wie Models, sondern wie Ruhrpott-Malocher oder Wischmobs, und vielleicht gerade deshalb noch Erfolg hatten. * Vokuhila:Fiese Scheitel  *


Vokuhila:Strafzettel für Frisurverbrecher  * Vokuhila:Mullet Gods  * Vokuhila:Hair-Crimes  * Vokuhila:Mulletlovers  Sylvester Stallone, Paul McCartney, André Agassi, Günther Netzer, Wolfgang


Petry - die Liste der prominenten Haarsünder ist lang. In modernen Zeiten war es dann aber der Avantgarde-Musiker David Bowie, der dem Mullet als knallorange gefärbter Ziggy Stardust zu


neuen Ehren verhalf. Die größte Vokuhila-Fangemeinde  existiert seitdem in den USA. Auf zahlreichen Internet-Sites werden dort die schönsten Exemplare präsentiert, gibt es Musiktipps (immer


gut: Scorpions, Metallica, Van Halen) und Tricks zur Beobachtung der Mulletträger "in freier Wildbahn". Besonders hohe Trefferquoten sind Fachleuten zufolge Sportplätze,


Country-Sender und Einkaufszentren. Wem es dann aber doch mal zu bunt und struppig wird, der kann sich sogar einen Strafzettel für "zu lange Haare"  herunterladen und an die


Frisur-Verbrecher verteilen. Den ideologischen Überbau  für die Mullet-Szene findet man dann allerdings in England. Zwei Fans haben ein Buch geschrieben. Eine kleine Kulturgeschichte. Der


Vokuhila sei der Haarschnitt des neuen Jahrtausends, sagen die Autoren Mark Larson und Barney Hoskyns, vereine er doch "das Beste von Vergangenheit und Zukunft, die Essenz zweier sonst


strikt getrennter Welten". Vorne kurz, hinten lang - das ist Revolution und Spießertum, Weiblichkeit und Männlichkeit, Gehirn und Herz in perfekter Symbiose. Das ist schon ziemlich


gewagt. Und die beiden Frisurenforscher gehen noch einen Schritt weiter: "Der Mullet ist die Frisur der Götter." Spätestens hier würde dann wohl selbst Adam Yauch widersprechen.


Der Gute ist nämlich bekennender Buddhist. Und Buddha trug bekanntermaßen überhaupt keine Haare auf dem Kopf. Und vielleicht ist das ja auch die beste Idee. Dann kann man wenigstens nichts


falsch machen.


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