Globale beziehungskisten: erst lieben, dann leiden
Globale beziehungskisten: erst lieben, dann leiden"
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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?
Eigentlich ist es zwischen Matthew und Sandrine ganz einfach: Sie sind verliebt. Sehr sogar. Sie sehen sich täglich, manchmal gucken sie DVD zusammen, oft frühstücken sie gemeinsam, ab und
an verabreden sie sich zum Tee. Dann träumen sie von der Zukunft, von gemeinsamen Reisen und innigen Küssen im Sonnenuntergang. Und abends, da nimmt Sandrine ihren Matthew mit ins Bett. Dann
zieht sie den Stecker raus, stöpselt ihn am Bett wieder ein, schlägt die Decke zur Seite und stellt ihren Freund neben sich. Sandrines und Matthews Liebe besteht derzeit aus einem
Datenstrom zwischen zwei Laptops, aus zwei pixeligen Skype-Videobildern und aus der Hoffnung, sich bald wiederzusehen. Bis dahin trägt Sandrine ihren Computer durch die Wohnung. Zum Sofa,
zum Frühstückstisch und abends ins Bett. Morgens weckt Matthew Sandrine nicht mit einem Kuss, sondern über Skype, das beide die ganze Nacht laufen lassen. Sie kaufen sich DVDs immer doppelt,
damit sie zusammen Filme schauen können: er in Dubai, sie in Hamburg. Sandrine hat sich das nicht ausgesucht, genauso wenig wie Johannes, Jenni, Tina und Alexandra. Niemand mag
Fernbeziehungen. Keiner von ihnen wollte sich je Gedanken machen über Roamingpreise, Billigflüge oder arabische Grammatik. Und erst recht nicht über Visa und Regeln zum Ehegattennachzug.
ERASMUS STEHT FÜR ANBANDELN UND UNVERFÄNGLICHES RUMKNUTSCHEN Auslandsstudium Schuld ist das , die Weltreise, der Ferienjob als Animateurin. Oder wie bei Sandrine das Praktikum in Dubai, eine
Party am Strand und Matthew, ein Engländer mit strahlendem Lächeln. Wir reisen durch die Welt, treffen Menschen aus anderen Ländern, anderen Kulturen. Allein mit Erasmus, dem
Austauschprogramm der Europäischen Union, gehen jedes Jahr mehr als 30 000 deutsche Studenten ins Ausland. Gut 47 Millionen Euro fließen dafür vom Deutschen Akademischen Austauschdienst. Wie
sich die Weltenbummelei auf unser Liebesleben auswirkt, hat noch niemand untersucht. Denn nirgendwo sind Anbandeln und unverfängliches Rumknutschen so einfach wie in internationalen
Studentenwohnheimen, ob in Rom oder in Helsinki. Unterwegs im Auftrag der grenzüberschreitenden Bildung wird geflirtet und fremdgegangen. Doch wenn aus Spaß Ernst, aus Flirten Liebe wird,
dann sitzt man plötzlich im Flugzeug, und es fliegt in die falsche Richtung. Es fliegt nach Hause, weg von dem, bei dem man so gern wäre. Im Kopf rotieren dann die offenen Fragen.
Roamingpreise. Visaregeln. * WO DIE LIEBE HINFÄHRT - VIER LIEBESGESCHICHTEN ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND JAPAN, PORTUGAL, ÄGYPTEN, MEXIKO... JOHANNES UND YUKI - VERLIEBT IN DAS MÄDCHEN, DAS
EINFACH DIE TÜR AUFSTIESS Johannes musste nicht einmal ins Flugzeug steigen, um sich all das aufzuhalsen. Es reichten die S-Bahn, ein Hostel in Hamburg und eine schwer schließende Tür. Vor
dieser stand er mit einer Gruppe japanischer Austauschstudenten. Johannes hat Japanisch in der Schule gelernt und spricht es fließend, seit er als Teenager schon einmal eine japanische
Freundin hatte. Er weiß: Deutsche Schließsysteme und Japaner, das passt einfach nicht zusammen. "Bei deutschen Türen muss man erst drücken, dann Schlüssel drehen, dann ziehen",
sagt Johannes, "in Japan muss man weder drücken noch ziehen, und den Schlüssel dreht man genau andersrum." Johannes macht vor, wie's geht. Alle brauchen ein paar Anläufe, bis
es klappt. Dann kommt Yuki dran, damals 23 Jahre, freche kurze Haare. "Bong", sagt Johannes, "da war die Tür offen." Er erinnert sich nicht genau, ob er sich da schon
verliebt hat. Aber in dem Moment war ihm jedenfalls klargeworden, dass Yuki keine typische Asiatin ist, nicht so zurückhaltend, nicht so vorsichtig. "Nie wieder eine Japanerin",
hatte er sich nach seiner ersten Freundin aus Fernost gesagt. "Die ganzen Probleme, das kann man durch Liebe gar nicht aufwiegen." "SUKI DAYO - ICH LIEBE DICH, DU
DUMMKOPF" Er kennt die japanische Kultur, und so glaubt er, alles im Griff zu haben, als er sich mit Yuki zum Kaffee trifft und sie miteinander Deutsch und Japanisch üben. Keine
Japanerin macht den ersten Schritt in Sachen Liebe. Keine, bis auf Yuki. "Suki dayo", sagt sie plötzlich zu ihm. Frei übersetzt: "Ich liebe dich, du Dummkopf." Johannes
bleibt nichts anderes, als zu sagen: "Ja, ich dich auch." Jetzt ist Yuki wieder in Tokio, sie ist gerade mit der Uni fertig. Johannes weiß nicht, ob er in Japan arbeiten könnte,
ihn stören die langen Arbeitszeiten, der kurze Urlaub. "Und als Ausländer wird man lange nicht ernst genommen." Nach seiner Promotion will Johannes vielleicht trotzdem nach Japan
ziehen. Er mag das japanische Essen, er kann Hijiki-Algen einwandfrei von Kombu-Algen unterscheiden. Er mag das Abenteuer, er mag Yuki, und er mag daran glauben, dass er zurechtkommen wird.
Die japanische Kultur, sagt er, funktioniere wie ein Strategiespiel. Man muss immer erahnen, was der andere gerade denken, fühlen, wollen könnte. Direkt zu sagen, was man will, das macht man
in Japan nicht. Er ist froh, dass Yuki da ein bisschen frecher ist. Trotzdem muss sie noch lernen, wie man in Deutschland zu Wort kommt. "Wenn einer eine Pause beim Sprechen macht,
dann - zack! - muss man dazwischengehen", sagt Johannes. Das ist für Yuki brutal unhöflich. Also sagt sie manchmal gar nichts, was für Johannes wiederum, wie er sagt, "brutal
anstrengend" ist. "Deutsche werden unruhig, wenn jemand gar nichts sagt." JENNI UND PAULO - SIE EHER DRAUFGÄNGERISCH, ER EHER HANSEATISCH Gut, dass Yuki nicht mit Paulo
zusammen ist. Paulo redet gern, und zwar, wenn es sein muss, so lange synchron mit einem Gegenpart, bis dieser aufgibt. Das ist ganz normal in Portugal, seiner Heimat. Da Paulo aber nicht
nur das Reden liebt, sondern auch Jenni aus Hamburg, reißt er sich manchmal zusammen. "Wenn wir zu zweit sind, dann kann man sich durchaus gesittet unterhalten", sagt Jenni, die
Erasmus-Studentin in Portugal war. "Aber wenn er mit anderen zusammen ist, geht er voll mit. Mir ist das zu anstrengend, da schalte ich ab." Abschalten, das ist für Verliebte in
Portugal sonst nicht so einfach. Wenn man sich dort mit der neuesten Eroberung an den Frühstückstisch setzt, muss man nämlich damit rechnen, dass man neben einem heißen Galão, dem heimischen
Milchkaffee, auch Mama, Papa, Oma und sonstige Verwandte antrifft. Schließlich wohnen die meisten Studenten noch bei ihren Eltern. MIT DER MUTTI DES FREUNDES AM FRÜHSTÜCKSTISCH
"Schrecklich" fand Jenni das anfangs. Seit sie mit Paulo zusammen ist, der gerade wieder bei seiner Mutter lebt, hat sie ihre Meinung geändert. "Die meisten haben nicht das
Geld, um auszuziehen." Jenni wohnt wie ihre Eltern in Hamburg, jedoch schon lange in der eigenen Bude. "Das war für ihn wiederum nicht vorstellbar", sagt Jenni. "Allein,
findet Paulo, muss es doch total langweilig sein." Jenni dagegen findet er gar nicht langweilig. Eher zu draufgängerisch, wenn sie auf fremde Leute trifft. "Ich dachte immer, alle
Südländer wären sehr offen", sagt Jenni. "Aber Portugiesen sind eher hanseatisch. Und ich, die Hamburgerin, schnattere sofort drauflos." Da gab es erst einmal ein paar
Missverständnisse. Jenni, so erschien es Paulo, flirtet ja mit jedem. 1,4 Millionen Deutsche haben mittlerweile einen ausländischen Partner, jede sechste Hochzeit in Deutschland ist
binational, Tendenz steigend. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass solche Ehen häufiger geschieden werden. TINA UND SAMEH - LACH DIR NUR KEINEN FREUND AN, HATTEN DIE ELTERN IHR
EINGESCHÄRFT Daran glaubt auch Tina. Sie sitzt in einem Café in Dessau, etwas glücklich, etwas traurig und ziemlich geschafft. Sie hat gerade eine diplomatische Meisterleistung vollbracht.
Vor ihr liegen Fotos, zwei Wochen alt. Darauf fröhliche dunkelhäutige Menschen und eine hübsche junge Frau im Brautkleid. Die Braut, das ist sie. Tina ist 23 Jahre alt. Sie hätte nie
gedacht, dass sie einmal so früh heiraten würde. Und sie hätte nie gedacht, dass sie in ihren Ehevertrag einmal hineinschreiben müsste, dass sie auch ohne die Unterschrift ihres Mannes das
Land verlassen darf. 450 Gäste waren zu Tinas Hochzeit mit Sameh ins Nildelta gekommen. Sameh ist der Sohn von Ahmed und Soheir, ägyptischen Bauern. Die Ehegatten für Samehs Schwestern haben
sie ausgewählt. Freitags gehen Ahmed und Soheir in die Moschee. Tina ist die Tochter von Heike und Klaus-Peter aus Dessau. Heike und Klaus-Peter gehen nie in die Kirche. Früher, in der DDR,
gingen sie gemeinsam an den FKK-Strand. "Wir wollten, dass sich bei unserer Hochzeit alle mit uns freuen können", sagt Tina. Samehs Eltern, die Angst haben, dass ihr Sohn für
immer das Land verlässt, und ihre Eltern, die damals, als Tina nach dem Abi als Animateurin nach Ägypten ging, noch sagten, sie solle sich dort bloß keinen Freund anschaffen. ZUNÄCHST WAREN
DIE ELTERN GESCHOCKT Schon die Auswahl des Kleides war kompliziert. In Ägypten tragen die Bräute weiße Bodys unter den Kleidern, damit die Arme bedeckt sind. "Wenn ich das gemacht
hätte, hätten meine deutschen Verwandten gesagt: O Gott, jetzt muss sie sich verschleiern." Tina entschied sich für einen Bolero. Es ist vier Jahre her, als sich Sameh, studierter
Sportlehrer, ein großer Mann mit strahlendem Lächeln, und Tina bei der Arbeit in einem Hotel in Hurghada treffen. Sameh ist da noch Jungfrau. Für ihn hat Sex eine andere Bedeutung als für
die meisten deutschen Jungs. Er will warten, bis er die Frau trifft, die er heiraten will. Die beiden verlieben sich sofort, obwohl Sameh damals kaum Englisch spricht. Sechs Monate später
bringt er seine Tina zum Flughafen nach Kairo. Tina weint nicht. Sie heult. Als sie zu Hause ihren Eltern sagt, dass sie einen ägyptischen Freund hat, sind die total geschockt. Aber sie
hoffen, dass es schon wieder vorbeigehen wird. Sie setzen auf das Studium und attraktive Kommilitonen. "Da gab es damals eine riesige Distanz zwischen uns, weil sie meine Beziehung
nicht ernst genommen haben", sagt Tina. Immer wieder muss sie sich Geschichten anhören über muslimische Männer, die ihre Frauen schlagen und ihre Kinder entführen. "Wenn es das
Buch 'Nicht ohne meine Tochter' nicht gäbe, wäre mein Leben leichter." "WIE KANN MAN VOR EINER FRAU NIEDERKNIEN?" Tina ist jetzt verheiratet und weiß trotzdem nicht,
wann sie Sameh wiedersehen wird. Solange sie noch studiert, bekommt er wohl kein Visum. Sie muss erst so viel Geld verdienen, dass sie Sameh und sich ernähren kann. Dann wollen beide ein
paar Jahre in Deutschland arbeiten, Geld sparen und später nach Ägypten ziehen. Europa kennt Sameh bisher nur von den Touristen im Hotel. Er war noch nie außerhalb Ägyptens, und die Urlauber
erschienen ihm sehr fremd, zum Beispiel, wenn die Männer vor ihren Freundinnen auf die Knie gingen, um einen Antrag zu machen. "Wie kann man vor einer Frau niederknien?", fragte
Sameh damals. "Das würde ein Ägypter nie tun." Tinas Eltern machen sich immer noch Sorgen. Aber bei der Hochzeit sagte ihr Vater, dass er sie gern an Sameh übergebe. "Ich
sehe, wie glücklich du bist." Man hört in Tinas Stimme, wie viel ihr das bedeutet. ALEXANDRA, DIEGO UND MEXIKANISCHE AUFMERKSAMKEITEN Auch Alexandras Eltern sorgen sich. Denn ihre
Tochter will in eine der gefährlichsten Gegenden der Welt ziehen. "Wenn Diego mir ein Klassenfoto von früher zeigt", erzählt Alexandra, "dann sagt er: Der dealt mit Drogen,
der da arbeitet für die Mafia, der wurde ermordet." Diego kommt aus Mexikos Norden. Seit Jahresanfang sind dort mehrere tausend Menschen getötet worden. Alexandra kommt aus Tuttlingen.
Dort hat letztens jemand die Kerzen aus der Kirche gestohlen. Diego studiert Maschinenbau, genau wie Alexandra. Als er als Austauschstudent nach Deutschland kommt, fällt Alexandra ihm sofort
auf, er aktiviert sein Charmeprogramm. "Mexikanische Männer sind aufmerksamer als Deutsche", sagt Alexandra. Diego macht ihr kleine Geschenke, steckt ihr Briefe an die
Windschutzscheibe ihres Autos. Heute sind die Mitteilungen selten. Denn heute liegt der Atlantik zwischen Alexandra und Diego und acht Stunden Zeitverschiebung, das macht das Telefonieren
schwierig. Alle drei Wochen sprechen sie. "Manchmal entdecke ich auf Facebook Fotos, auf denen er ein anderes Mädel umarmt", sagt Alexandra. "Da muss man sich schon
zusammenreißen." "I BELIEVE IN TRUE LOVE" Binationale Beziehungen brauchen mehr Vertrauen, mehr Kompromisse und vielleicht auch mehr Liebe. "I believe in true love",
steht auf der Facebook-Seite von Sameh, dem Ägypter. Für seine Liebe will er alles tun. Silvester 2008 feierte er mit Tina in dem Hotel, in dem die beiden gemeinsam gearbeitet hatten.
Irgendwann stieg er auf die Bühne, holte Tina herauf. Er fragte sie, ob sie seine Frau werden wolle. Vor allen Leuten. Auf Knien. ------------------------- _UniSPIEGEL Autorin NICOLE BASEL,
29, liebt einen Dänen. Bevor sie ihren Freund kennenlernte, verband sie mit Dänemark nur eine kettenrauchende Königin und leckeres Softeis. Jetzt kündigte sie ihren Job und zieht von Hamburg
nach Kopenhagen. Sie ist gern Teilzeit-Dänin._
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