Mehr lesen mit elke heidenreich: vier bücher von frauen über den verlust ihrer männer
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Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. Elke Heidenreich, Autorin und Buchkritikerin Neues Jahr, neues Glück, neue Bücher! Am Ende des letzten Jahres ist Joan Didion gestorben, die
stilbildende Essayistin, die große Journalistin und Romanautorin. Und in einer Zeitung stand etwas Wunderbares über sie: Sie sei »unbestechlich, aber erschütterbar« gewesen. Das ist
eigentlich das Beste, was man über einen Menschen sagen kann. Von ihren Romanen war für mich der Beeindruckendste »Das Jahr des magischen Denkens«, über den Tod ihres Mannes. Und als ich das
anlässlich ihres Todes noch mal in die Hand nahm, dachte ich plötzlich, dass im Laufe des letzten Jahres sehr viele Bücher erschienen sind, von Frauen, die sich mit dem Verlust des Mannes
beschäftigen. Sei es, dass der Mann gestorben ist, sei es, dass man sich getrennt hat. Und das ist ein interessantes Thema. Und ich habe vier Bücher heute, die ich Ihnen heute zu diesem
Thema vorstellen möchte. Das politischste ist wohl dieses hier von Nina Bouraoui: »Geiseln«. Ich lese Ihnen mal den Anfang vor, ein kleines Stück: »Ich heiße Sylvie Meyer. Ich bin 53 Jahre
alt. Ich bin Mutter zweier Kinder. Ich lebe seit einem Jahr von meinem Mann getrennt. Ich arbeite bei Cagex, einem Gummiunternehmen. Ich bin für die Produktionskontrolle zuständig. Ich bin
nicht vorbestraft.« Das hört sich nach einem Verhör an. Und genau das ist es auch. Sie sitzt auf der Polizeiwache und wird verhört. Und das war ihr kurzer Lebenslauf. Und der wird nun auf
wenig mehr als hundert Seiten mit dem Leben von Sylvie Meyer gefüllt und vor allem mit diesem Ereignis: Sie hat für eine Nacht, mit einem Messer bewaffnet, ihren Chef als Geisel genommen und
bedroht. Sie hat ihm außer Angst nichts angetan, aber sie wird natürlich verhaftet – und sie brauchte ein Ventil. Ihr Mann hat sie verlassen. Sie muss mit ganz ekelhafter Fabrikarbeit ihre
beiden Kinder jetzt durchbringen. Und dieser Vorgesetzte hat sie auch genötigt, ihre Kolleginnen zu denunzieren, ihm zu sagen, wenn einer oft zu spät kommt oder oft krank ist. Und das hat
ihr moralisches Empfinden verletzt. Und auch, dass ihr Mann sie hat sitzen lassen, das hat alles so viel in ihr angestaut, dass sie eben diesen Vorgesetzten als Geisel genommen hat und wir
beim Lesen immer das Gefühl haben, eigentlich ist sie die Geisel ihres Schicksals und dieser Männer. Eine Frau, die in eine unerträgliche Lage manövriert wurde. Sie sagt einmal über diese
Geiselnahme: »Ich fühlte mich für kurzer Zeit lebendig. ICH war sozusagen der Vergewaltiger.« Und sie sagt auch: »Ich liebe meinen Mann. Aber ich liebe Männer nicht, weil sie uns Frauen so
viele Schmerzen zufügen.« Dazu passt das zweite Buch, Deborah Levy, »Ein eigenes Haus«. Auch hier ist eine Frau am Ende ihrer Ehe allein mit den Kindern in einer schäbigen Wohnung. Sie sagt,
sie hat die harte Lektion lernen müssen, dass Liebe nun mal nicht von Dauer ist, auch große Liebe nicht. Und sie träumt von einem Haus, das ihr Zuhause sein könnte, das sie beschützt und
ihre Träume beschützt. Das Buch ist autobiografisch, auto-fiktional heißt das ja neuerdings, sehr klug geschrieben. Eine Bestandsaufnahme dessen, wie man leben wollte, wenn man so leben
könnte, wie man wollte. Und wenn Frauen die Möglichkeiten hätten, in ihrem Leben, die auch Männer haben. Wissen Sie, diese ganze Gendersprache kann mir gestohlen bleiben, solange Frauen
nicht selbst ihr eigenes Geld verdienen können – und zwar genauso viel Geld wie die Männer, und in ihrem Leben eigenständig und unabhängig sein können. Dieses Buch ist ein Plädoyer dafür.
Beim nächsten wird es fast krimihaft, Doris Knecht, »Die Nachricht«. Hier hat eine Frau schon vor einigen Jahren ihren Mann durch Tod verloren. Sie trauert um ihn und plötzlich kriegt sie
eine E-Mail, in der steht: »Weißt du eigentlich von der Affäre deines prächtigen Ehemannes?«. Ja, sie hatte kurz vor seinem Tod davon erfahren. Das macht auch ihre Trauer besonders bitter.
Aber wer um Himmels willen schreibt solche Mails? Und schreibt noch mehr Mails, auch an ihren ganzen Freundeskreis und immer sehr negativ über sie, was sie für eine alte Schlampe wäre und
dass ihr Mann sie mit Recht betrogen hätte. Wer macht so was? Wer versucht sie zu vernichten? Es löst sich auf. Ich verrate natürlich nicht, wie. Es geht wieder mal darum, wie viel Schmerz
Männer einer Frau zufügen können und wie viel Kraft Frauen brauchen, um das auszuhalten. Ich weiß gar nicht, ob das umgekehrt eigentlich auch so ist. Das Buch endet so: »Trauer wird
schwächer, Angst verläuft sich, Zorn verebbt, Kränkung verblasst. Manche Freundschaften vergehen und andere sind stabiler, als man glaubte. Vielleicht, weil man sich mehr braucht, als man
sich unterscheidet. Zeit vergeht, Wunden heilen, Menschen verschwinden aus dem Leben, Erinnerungen verschwimmen. Die Nachrichten kommen nicht mehr so oft, nur noch selten. Und es ist auch
nicht mehr wichtig.« Aber sie kommen noch. Ich finde, dass Männer solche Bücher auch mal lesen sollten, um zu begreifen, was wir Frauen eigentlich fühlen und was man uns mitunter antut. Das
letzte Buch ist von Dorothy Gallagher, »Was ich dir noch erzählen wollte«. Gallaghers Mann, der Verleger Ben Sonnenberg war erwartbar nach jahrelanger, sehr schwerer Krankheit gestorben. Er
fehlt ihr, also dies ist eins zu eins autobiografisch. Und sie redet mit ihm, wie es ja der Titel sagt, »Was ich dir noch erzählen wollte.« Sie erzählt von dem Umzug, von den alten und den
neuen Möbeln, von der Katze, die gestorben ist. Und sie weiß, mit diesem Erzählen ist es irgendwann vorbei. Sie muss ihr eigenes Leben leben. Und sie sagt einmal »Ach Ben, wenn du mich jetzt
sehen könntest, würdest du mich überhaupt noch erkennen? Ich habe inzwischen graue Haare.« Es ist ein Abschiedsbuch. So, und alle diese Bücher handeln von Frauen, dem Verlust der Männer.
Und beim nächsten Mal kümmern wir uns dann wieder um richtige Männerbücher für die Kerle. Und jetzt gucken wir uns die SPIEGEL-Bestsellerliste an und freuen uns über jedes Buch, das es
darauf geschafft hat und schmeißen keines in die Tonne, nur weil es uns persönlich nicht gefällt. Das ist zum Beispiel auch so eine arrogante Männerattitüde. Los geht's: Eingestiegen
auf der Zehn: »Das verlorene Paradies« von Abdulrazak Gurnah, der 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Die Geschichte des zwölfjährigen Yusuf, der im ausgehenden 19.
Jahrhundert die Auswirkungen des kolonialen Umbruchs in Ostafrika am eigenen Leib erfährt, ist bereits 1994 erschienen und nach langer Pause jetzt endlich wieder in deutscher Sprache
erhältlich. Dass er nicht nur auf der Bühne zu Hause ist, sondern auch als Romanautor überzeugt, hat Edgar Selge mit seinem autobiografischen Debüt eindrucksvoll bewiesen. »Hast du uns
endlich gefunden«, hält sich wacker auf Platz neun. Ist das schon ein Abschied aus der Top Ten? Der Aktivismus Thriller von Dirk Rossmann und seinem Co-Autor Ralf Hoppe hat uns lange in
dieser Rubrik begleitet. »Der Zorn des Oktopus« fällt diese Woche von der Vier auf die Acht. Auch diese Woche steht die Welt weiter am Abgrund: Ken Folletts Agentenjagd über die Kontinente.
»Never. Die letzte Entscheidung« stabil auf der Sieben. »Über Menschen« steigt wieder auf Platz sechs. Juli Zehs Stadtflucht-Geschichte ist gleichzeitig die Nummer Eins des gesamten Jahres
2021. Der Roman war übers ganze Jahr gesehen das meistverkaufte Buch in der Kategorie Belletristik. Von Platz zehn wieder auf die Fünf: Kerstin Giers Fantasy-Abenteuer »Vergissmeinnicht. Was
man bei Licht nicht sehen kann«, ist eine Liebesgeschichte über zwei Menschen, die plötzlich Dinge sehen, die nicht von dieser Welt sein können. Erneut gestiegen auf die Vier: Bernhard
Schlinks »Die Enkelin«. Die Geschichte um den Buchhändler Wettner, der nach dem Selbstmord seiner Frau in Ostdeutschland auf Spurensuche geht, hat seit Wochen einen festen Platz in den Top
Ten. Seit 30 Jahren mordet ein Killer, ohne dass man ihm etwas nachweisen konnte. Doch das Sonderdezernat Q um das Ermittlerteam aus Carl Mørck, Assad, Rose und Gordon wollen ihn endlich
stoppen. Allerdings stellt sich das Ermitteln in den Zeiten der Pandemie als schwierig heraus. Jussi Adler Olsens Thriller »Natriumchlorid« diese Woche auf Platz drei. Sebastian Fitzeks
»Playlist« dürfte ein beliebtes Weihnachtsgeschenk gewesen sein: Der Krimi, der gleichzeitig Roman Onlinespiel und Musik-Playlist ist, auch im neuen Jahr immer noch ganz vorne dabei. Diese
Woche auf Platz zwei. Es ist bereits der zehnte Fall des Duos Sander und Bodenstein. Der Mord an einer Verlagsangestellten, der nach 30 Jahren gekündigt wurde, führt das bewährte Polizeiduo
ins Milieu des Frankfurter Literaturbetriebs. Nele Neuhaus lebt selbst im hessischen Taunus, deshalb sind in der Region auch ihre Geschichten angesiedelt. Dass ihre Fangemeinde nicht nur
treu, sondern auch groß ist, merkt man an den Platzierungen: »In ewiger Freundschaft« diese Woche mal wieder auf Platz eins. Mehr Videos zum Thema
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