Kriegsende - DER SPIEGEL
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Rauchende Ruinen, die Straßen voller Leichen, eine Stadt am Boden: Am Morgen des 14. Februar 1945 bot die Elbmetropole Dresden ein Bild der Verwüstung. In der Nacht hatten britische und
amerikanische Bomber Zehntausende Spreng- und Brandbomben über der Stadt abgeworfen. Fotos von damals kommen auch denen, die dabei waren, heute beinahe unwirklich vor. "Wenn ich die
Bilder sehe, frage ich mich, wie wir das geschafft haben." Inge Passolt, Jahrgang 1923, lächelt. Sie trägt ein geblümtes Sommerkleid in Pastellfarben, ihre Augen blitzen fröhlich, sie
sitzt gern in der Sonne. Ihr Gesicht wirkt nicht verhärmt - im Gegenteil: Es sieht aus, als habe sie viel gelächelt in ihrem Leben. Offen, verschmitzt, voller Lachfältchen Vor mehr als 60
Jahren lag ihre Heimatstadt lag in Trümmern, die Bewohner kämpften jeden Tag aufs Neue ums Überleben. Inge Passolt, ihr acht Jahre jüngerer Bruder und der Vater überstanden die Angriffe der
Bomber, Feuersturm und Hunger. Die Mutter war bereits 1942 an Krebs gestorben. GERÜCHTE ÜBER PLÜNDERUNGEN UND MORDE Im Frühjahr 1945 rückte die Rote Armee auf die deutschen Städte im Osten
vor, "am 7. Mai hieß es, die Russen sind kurz vor Dresden", erinnert sich Inge Passolt, die damals in einem Mehrfamilienhaus im Dresdner Stadtteil Strehlen im Südosten der Stadt
lebte. "Wir hängten weiße Tücher aus den Fenstern, als Zeichen der Kapitulation." Allseits willkommen waren die Besatzer aus dem Osten allerdings nicht. Gerüchte über Plünderungen,
Morde und Vergewaltigungen machten die Runde. In den letzten Kriegsmonaten machte sich auch die NS-Propagandamaschinerie die Übergriffe der Roten Armee zunutze, eine
"Greuelkampagne" sollte es nach dem Willen von Joseph Goebbels werden. "Wenn Nachrichten von Morden und Vergewaltigungen von der Front kamen, dann haben wir die Zahlen
multipliziert und an die Presse gegeben", zitiert das ZDF Goebbels' Sekretärin Brunhilde Pomsel. Die "Wochenschau" verbreitete die Meldungen bereitwillig. Der Ausruf
"Die Russen kommen!" wurde zum Horrorszenario. "JEDER NAHM SICH, WAS ER WOLLTE" Am 8. Mai, dem Tag der formellen Kapitulation des Deutschen Reiches, kamen die Russen nach
Dresden. Inge Passolt hatte an diesem Tag zunächst anderes im Kopf: Dinge organisieren, sprich: plündern. Die einstige Militärakademie der Stadt, ein großer Gebäudekomplex auf einem
Parkgelände in Strehlen, wurde aufgegeben - und "jeder nahm sich das, was er wollte", erzäht Passolt. Die einen steckten Lebensmittel ein, die anderen Wäsche. Was Inge Passolt und
ihr kleiner Bruder zusammenrafften, weiß sie noch heute: "zehn Sektgläser, mehrere Glühbirnen, eine Abwaschschüssel, einen großen Besen und einen Handfeger" - dann fielen plötzlich
Schüsse. "Die Russen waren da." Die damals 21-Jährige und ihr Bruder schafften es auf wilder Flucht mitsamt dem Diebesgut unbeschadet bis nach Hause. Als die russischen Soldaten
schließlich in Sicht kamen, "schob mein Vater alle Frauen des Hauses in unser Speisekämmerchen", er selbst blieb mit der Hausbesitzerin in einer Erdgeschosswohnung zurück - eine
fatale Entscheidung. VERSTECK IN DER SPEISEKAMMER "Mein Vater musste mit den Russen ein Wasserglas voll Wodka trinken, während im gleichen Raum ein Russe die Hausbesitzerin
vergewaltigte", schreibt Inge Passolt in einem Bericht, den sie für das Dresdner Zeitzeugenarchiv geschrieben hat. Darin schildert sie auch die Angst der Frauen in der Speisekammer, als
die Soldaten alle Wohnungen des Hauses durchkämmten, schließlich aufgaben, in den Garten gingen und dann abzogen. Inge Passolt war davongekommen - vorerst. Um seine Tochter zu schützen,
hatte Vater Passolt für den nächsten Tag, den 9. Mai 1945, klare Anweisungen gegeben: ruhig verhalten, nicht ans Fenster gehen. Schon am Vormittag waren nur noch Inge Passolt, eine
33-jährige Nachbarin und eine Mutter mit zwei Kindern, 14 und 2 Jahre alt, daheim. Wenig später hörte die junge Frau Lärm im Haus, die Mutter der beiden Kinder kam noch, um sie zu warnen -
"doch da donnerte es schon mit dem Gewehr an unsere Tür". Es sei ihnen nichts anderes übrig geblieben, als zu öffnen. "SIE WIRKTEN GANZ PASSABEL" Auf der Schwelle standen
zwei russische Soldaten und forderten: "Zwei Frauen!" Sie zerrten Inge Passolt und die 14-jährige Nachbarstochter in eine andere Wohnung, wo die beiden verängstigten Opfer
mitansehen mussten, wie ein dritter Soldat sich bereits im Schlafzimmer an der 33-Jährigen verging. "Sie wirkten an sich ganz passabel, es waren keine alten Männer. An die Gesichter
erinnere ich mich nicht. Ich selbst bin dann auf einem Sofa vergewaltigt worden", erzählt die heute 83-Jährige. Voller Panik sei sie gewesen, habe nicht nachdenken, sich nicht wehren
können. "Was hätten wir denn tun sollen? Sie hätten uns sonst erschossen", erzählt Inge Passolt. Wieder lächelt sie. Nach der Vergewaltigung zogen die drei Männer zunächst ab - um
kurz darauf zurückzukehren. Die Frauen flüchteten in den Kohlenkeller, knebelten ein weinendes Kleinkind mit einem Taschentuch, verriegelten die Tür von innen - und flehten inständig, die
Russen mögen sie nicht finden. Und tatsächlich - sie blieben unentdeckt. Fast die gesamte Hausgemeinschaft flüchtete danach ins Umland, wo sie im Schuppen eines Bauernhofs Zuflucht fanden.
SCHAM UND HASS Die Scham nach der Vergewaltigung, die Angst vor neuer Gewalt, der Hass gegen ihre Peiniger - all das hat Inge Passolt überstanden. "Ich habe vieles in meinem Leben mit
Vergnügtsein verdeckt", sagt sie heute, den frühen Tod der Mutter, den Krieg und das Liebesleid mit ihrem späteren Mann. Die Russen, berichtet sie, habe sie zunächst regelrecht gehasst.
"Ich habe immer einen großen Bogen um sie gemacht", sagt sie. "Aber später bin ich zu der Einsicht gelangt, dass unsere Männer es vermutlich nicht besser gemacht haben
damals." Wie viele Frauen von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt wurden, ist unklar. Schätzungen von Historikern zufolge sind es Zehntausende. Hunderte wurden schwanger, viele
trieben ab, etliche infizierten sich mit Geschlechtskrankheiten. "Wir Vergewaltigten mussten drei Mal zwecks Abstrich zum Frauenarzt", erinnert sich Inge Passolt. REDEN, UM NICHT
VOR DIE HUNDE ZU GEHEN Als die junge Frau im Sommer 1945 eine Geschwulst in der Größe eines Hühnereis zwischen Unterbauch und Oberschenkel entdeckte, geriet sie in Panik. Konnte ihr Peiniger
sie infiziert haben? "Ich wagte anfangs nicht zum Arzt zu gehen" - aus Scham. Als sie sich dann schließlich doch in Behandlung begab, stellte sich heraus: Es war ein Leistenbruch,
zum Glück nur das. Wie in einem Nebensatz, ihre Finger nesteln an der weißen Lederhandtasche, sagt sie dann: "1945 wollte ich mir das Leben nehmen. Es war mir alles zu viel."
Wieder lächelt sie. Starke Schmerztabletten, noch von der krebskranken Mutter, habe sie genommen. Im letzten Moment habe man sie gerettet. Danach traf sie eine Entscheidung: gegen das
Schweigen. Ihre Lebenserinnerungen hat sie für das Zeitzeugenarchiv Dresden aufgeschrieben und für die Nachwelt. "Ich kann das nicht mein ganzes Leben mit mir herumschleppen",
sagte sie. "Dann geht man vor die Hunde." Sie blickt aus dem Fenster hinaus ins Grüne. Mit einem Lächeln.
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