Evita-kult in argentinien: die entführung einer leiche
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Militärs 1955 die Zentrale der Arbeitergewerkschaft CGT in Buenos Aires stürmten, um Argentiniens mächtigste Frau zu entführen, trafen sie eine schlafende Schönheit an. Ein Stylist hatte
María Eva Duarte de Perón die Haare blondiert, mit einer aufwendigen Prozedur hatte der spanische Pathologe Dr. Pedro Ara den Körper von Evita ein ganzes Jahr lang für die Ewigkeit
einbalsamiert, die Haut mit einem Schutzfilm überzogen, der sie weich erschienen ließ - sodass sie noch lebendig wirkte. Am 26. Juli 1952 war die Frau des damaligen Präsidenten Juan Perón an
Gebärmutterhalskrebs gestorben, mit erst 33 Jahren, auf dem Höhepunkt der Macht. Für die Arbeiter und die Armen verkörperte Evita den argentinischen Traum: Die uneheliche Tochter einer
Provinzfamilie hatte den Aufstieg zur wohlhabenden und einflussreichen Präsidentengattin geschafft - und setzte sich für die Benachteiligten ein. "Evita war nicht gebildet, aber
schlau", so die Historikerin und Evita-Biografin Ursula Prutsch. "Bald war sie Mitwisserin von Intrigen, die ihr schaden, und Möglichkeiten, die ihr nützen konnten." Mit ihrer
Wohltätigkeitsstiftung verteilte sie Geschenke an die Armen, inszenierte sich als Heilige, die Kranke und Benachteiligte segnete und küsste. In flammenden Reden forderte sie die
Umverteilung von Wohlstand und die politische Beteiligung von Arbeitern und Frauen ein und förderte so auch die eigene Karriere. 1951 durften in Argentinien erstmals Frauen wählen, Evita
selbst strebte eine Kandidatur zur Vizepräsidentschaft an - eine Revolution. DIE UNSTERBLICHE MUSSTE VERSCHWINDEN Die Heilige der Armen wurde zur Hassfigur für das konservative
Establishment: "Es lebe der Krebs", schmierten politische Gegner der Peronisten nur wenige Stunden nach Eva Peróns Sterben 1952 an den Präsidentenpalast. Doch gerade ihr Tod machte
den Evita-Mythos unsterblich. Argentinier betrauerten die Volksheldin mit Prozessionen; Blumenflore säumten die Straßen; zwei Wochen lang wurde die Mumie in einem gläsernen Sarg öffentlich
aufgebahrt. Im Dauerregen standen Hunderttausende kilometerlang an, um einen letzten Blick auf die Ikone zu werfen. Evita-Anhänger schickten dem Papst 26.000 Petitionen, Evita heilig zu
sprechen. Ein teures und gigantisches Denkmal, deren Dimension die New Yorker Freiheitsstatue übertroffen hätte, sollte ihre Ruhestätte werden - doch zu deren Bau kam es nicht mehr. Militärs
stürzten 1955 die Regierung von Juan Perón, er flüchtete nach Spanien ins Exil. Vier Wochen nach dem Putsch holte ein Militärkommando die Mumie von Evita aus der Gewerkschaftszentrale - um
jede Erinnerung an den Peronismus auszulöschen. Die Generäle wollten verhindern, dass sich ein Todeskult bildete, sich die Grabstätte in einen Pilgerort für Perón-Anhänger verwandelte und
die Widerstandsbewegung stärkte. So begann eine abenteuerliche Odyssee, die fast zwei Jahrzehnte dauerte. "Evita Perón hat sich durch ihren Tod in ein mächtiges Symbol verwandelt",
sagt der argentinische Filmemacher Pablo Agüero, der in dem 2015 angelaufenen Kinofilm "Eva no duerme" ("Eva schläft nicht") den langen Irrweg rekonstruiert hat. EIN
GEHEIMNIS FÜR 16 JAHRE Um zu prüfen, ob es sich bei der Mumie tatsächlich um einen menschlichen Körper handelte, schnitten die Entführer einen Finger ab und analysierten ihn. Das Misstrauen
war nicht unbegründet, denn um Verfolger zu täuschen, hatte der Pathologe Dr. Ara noch drei Evita-Kopien aus Wachs angefertigt. Der erwiesenermaßen echte Körper wurde hin- und hergetragen,
lagerte in einem Kino, in militärischen Waffenkammern, in Privathäusern. Unzählige Geschichten ranken sich um die Odyssee: Ein General, der die Mumie in seinem Haus versteckte, glaubte eines
Nachts Eindringlinge zu hören - und erschoss versehentlich seine schwangere Frau. Militärs sollen sich an der Leiche vergangen haben. Soldaten erschossen sich bei einem Leichentransport
angeblich gegenseitig, ein andermal verhinderte ein Unfall den Plan, Evitas Leiche auf einem Friedhof in Palermo in Buenos Aires zu bestatten. An Oberst Héctor Eduardo Cabanillas fiel 1956
die Aufgabe, die Mumie außer Landes zu schaffen: Die Operation sei so geheim gewesen, dass "nicht einmal der damalige Präsident Aramburu selbst wusste, wo sich der Körper befand",
sagte der inzwischen verstorbene Ex-Geheimdienstchef in einem Interview. Eva Perón wurde als "María Magi de Magistris", eine angeblich in Argentinien verstorbene italienische
Witwe, auf einem Friedhof in Mailand beigesetzt. 16 Jahre lang behielt Cabanillas das Geheimnis für sich - während sich Gerüchte verbreiteten, dass die Leiche verbrannt oder im Meer versenkt
worden war. "SIE SCHLÄFT NUR" In den Siebzigerjahren entführten die linken Guerillas der Montoneros Aramburu, den Ex-Präsidenten der Militärdiktatur, der das Verschwinden Evitas
angeordnet hatte. Sie richteten ihn mit einem Kopfschuss hin - zuvor hatten sie versucht, dem General das Versteck von Evitas Körper zu entlocken. Dann versuchten sie Evitas Körper
freizupressen, indem sie drohten, die Leiche Aramburus erst zu einem Begräbnis freizugeben, wenn auch Evita begraben werde. Die Auslieferung von Evita wurde zum politischen Pfand, als
Politiker in Buenos Aires Juan Péron zum Rückkehr aus dem Exil bewegen wollten. 1971 wurde Cabanillas, der das Verschwinden des Körpers organisiert hatte, damit beauftragt, die Leiche in
Italien zu bergen und an Juan Perón auszuliefern. Der gute Zustand der Mumie überraschte ihn: "Es war eine intensive Erfahrung und ein überwältigendes Gefühl: Die Leiche war praktisch
eine Puppe, intakt", so Cabanillas. "Sie schläft nur", sagte auch Perón, als Evita in seine Exil-Villa in Madrid gebracht wurde. Bis auf die Haare sehe sie so aus, wie er sie
in Erinnerung gehabt habe. Perón ließ den Körper von Evita beim Essen mit am Tisch aufbahren, Peróns neue Frau Isabel musste der Mumie täglich die blonden Haare kämmen und sich angeblich
auch neben sie in den Sarg legen - damit die politische Magie auf sie überspringt. Im Oktober 1973 wurde Perón zum dritten Mal zum Präsidenten gewählt, seine Frau Isabel ernannte er zur
Vizepräsidentin. Nach dem Tod von Perón führte Isabel die Mumie ihrer Vorgängerin 1974 von Spanien nach Argentinien zurück. Evita wurde an der Seite ihres Mannes bestattet - doch erneut
störte ein Putsch die Totenruhe. 1976 ließen die neuen Machthaber der Militärdiktatur Evita in der Duarte-Familiengruft in Recoleta in Buenos Aires beerdigen. Auf dem verwinkelten Friedhof,
auf dem langhaarige Katzen herumstreunen, liegen die wichtigsten Politiker und Prominenten der Stadt. Argentinier und Touristen pilgern bis heute an Evitas Grab und legen Blumen ab. Evita
ist heute auch eine Marke, die viel Umsatz macht: mit Souvenirs und anderen Produkten, Büchern, Bars, die nach ihr benannt sind. Auch die letzte Präsidentin Argentiniens, Cristina Elisabet
Fernández de Kirchner, inszenierte sich immer wieder im Evita-Stil, mit Reden vor Evita-Gemälden. Der Körper von Evita liegt in der Gruft tief unter der Erde, mit einer Stahlplatte
gesichert. Die Militärs wollten verhindern, dass die Mumie erneut entführt wird und wieder als politischer Sprengstoff für Aufregung sorgt.
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