Affeninsel: hier leben ausgemusterte versuchstiere

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Affeninsel: hier leben ausgemusterte versuchstiere"


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Sie dienten als Versuchstiere, um einen geeigneten Impfstoff gegen Hepatitis B zu finden. Nun leben die ausgemusterten Schimpansen auf sechs abgeschiedenen Flussinseln im westafrikanischen


Liberia, um keine ihrer freilebenden Artgenossen anzustecken. Das Procedere ist jeden Tag gleich. Mitarbeiter des Liberia Chimpanzee Rescue Project (LCR) beladen ein Boot mit Früchten und


Gemüse. Dann steuern sie nacheinander sechs kleine Inseln an, die im westafrikanischen Staat Liberia nahe dem Ort Charlesville im Farmington River liegen. Dort werden sie schon erwartet: Am


Ufer stehen Schimpansen, denen die LCR-Männer das Futter zuwerfen. Sie tragen weiße Laborkleidung, denn daran sind die Primaten gewöhnt. Schließlich waren sie Versuchstiere in einem


Forschungsprogramm namens „Vilab“, das am Institut für Biomedizinische Forschung Liberias im Auftrag des New York Blood Center (NYBC) durchgeführt wurde. Das NYBC versorgt in den USA


zahlreiche Kliniken und andere medizinische Einrichtungen mit Blut. ANZEIGE EINIGE TIERE WURDEN BIS ZU 500 MAL NARKOTISIERT Mit dem Vilab-Programm, das 1974 begann, suchten die Forscher nach


Behandlungsverfahren und Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten wie Hepatitis-B und Flussblindheit, an der in den Tropen noch heute schätzungsweise 20 Millionen Menschen leiden. Sie wird


von kleinen Fadenwürmern verursacht, einige hunderttausend Betroffene erblinden als Folge der Infektion. Hepatitis wiederum kann lange symptomfrei bleiben, doch die Erkrankten tragen das


Virus im Blut. Spenden sie den Lebenssaft, können sich die Empfänger ebenfalls anstecken. ANZEIGE MEHR AUS DEM BEREICH WELTRAUM Neue Bilder zeigen Sonne wie nie zuvor - und geben Blick auf


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den Erregern. „An ihnen testeten wir die Sicherheit und Wirksamkeit von Hepatitis-Impfstoffen, die es damals erst seit kurzer Zeit gab“, erklärte die ehemalige Projektleiterin Betsy Brotman


gegenüber dem kanadischen Magazin „Vice“. Dabei mussten sie zahllose Leberpunktionen und Blutentnahmen erdulden, einige von ihnen wurden bis zu 500 mal narkotisiert. ANZEIGE Doch für die


Forschungsarbeit waren die Primaten unersetzlich. „Schimpansen sind als einzige Spezies neben dem Menschen für Hepatitis anfällig, deshalb mussten wir mit ihnen arbeiten und konnten keine


Mäuse oder andere Affenarten nehmen“, erklärt Brotmanns Kollege Preston Marx. „Bis 1987 war es ein großes Programm mit über 100 Tieren.“ AUSGEDIENTE VERSUCHSTIERE LIESS MAN AUF FLUSSINSELN


FREI Die Primaten stammten allesamt aus Liberia. „Dort hielten sich viele Leute Schimpansen als Haustiere. Doch wenn sie groß wurden, waren sie keine guten Hausgenossen mehr“, so Brotman.


„Solche Tiere konnten wir dann haben und brauchten keine wilden Schimpansen mehr.“ Zuerst wurden infizierte Menschenaffen in die Wälder freigelassen. Dann aber beendeten die Vilab-Leute die


Auswilderung, denn die Tiere könnten wilde Artgenossen infizieren. ANZEIGE Stattdessen ließ man ausgediente Versuchstiere auf einigen Flussinseln frei. Schimpansen können nicht schwimmen und


deshalb nicht aus diesem Refugium entkommen. Ein Problem war aber, dass es auf den Inseln kaum Nahrung und Wasser für die Tiere gab. So mussten sie von Anfang an per Boot versorgt werden,


um zu überleben. ANZEIGE FORSCHUNGSPROGRAMME MEHR GRAUSAM ALS EFFEKTIV Richtig schwierig wurde die Lage dann in den 80er- und 90er-Jahren, als zwei Bürgerkriege Liberia erschütterten.


Rebellen erschossen Brotmanns Ehemann , doch die Forscherin blieb und hielt die Affenkolonie aufrecht. Später machten in den USA Tierschutzorganisationen gegen das Versuchsprogramm mobil.


Peta etwa veröffentlichte Videos aus Labors, die zeigten, wie die intelligenten Primaten dort vegetieren. Als Folge kippte die öffentliche Meinung gegen die Versuche. ANZEIGE Zudem stellte


sich Ende der 90er-Jahre heraus, dass Schimpansen für die HIV- und Aids-Forschung untauglich sind. Nun verfügte die US-Gesundheitsbehörde NIH einen Stopp der Forschungsprogramme, denn diese


seien „weit grausamer als effektiv“. Die Regierungszuschüsse sanken, und 2005 wurde das Vilab-Programm endgültig eingestellt – die Tierrechtsaktivisten hatten gesiegt. „Das war richtig“,


bekennt Brotmann. „Zwar trugen die Versuche zur Entwicklung lebensrettender Impfstoffe gegen Hepatitis-B und ein Diagnoseverfahren für Hepatitis-C bei. Beide Krankheiten betreffen weltweit


Millionen von Menschen. Eigentlich sollten an Schimpansen aber keine Experimente durchgeführt werden.“ ANZEIGE 66 SCHIMPANSEN DROHTE DER TOD Nur: Auf Liberias Affeninseln lebten noch


zahlreiche Schimpansen. Von den Leiden, die ihnen zugefügt wurden, hatten sie sich größtenteils wieder erholt. Das NYBC ließ sie weiter versorgen. Doch dies verschlang allein für das Futter


200 US-Dollar pro Tag, die Gesamtkosten für das Projekt lagen bei über 20.000 Dollar pro Monat. Diese Beträge führten zum nächsten Schlag: Im Frühjahr 2015 beendete das NYBC die Zahlungen


mit der Begründung, es „habe nie eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gegeben, für die Affen zu sorgen“. ANZEIGE ANZEIGE Legal gehörten diese dem Staat Liberia, doch mit dem


habe es „unproduktive Diskussionen“ über die Zukunft der Tiere gegeben. Es sei aber nicht länger tragbar, Millionen Dollar von der lebensrettenden Mission des Zentrums für sie abzuzweigen.


Damit drohte den 66 Schimpansen, die damals die Inseln noch bevölkerten, der Tod. Die meisten von ihnen waren in ihren 30er Jahren, doch die Primaten können bis zu 60 Jahre alt werden.


Entsprechend lange müssten sie in ihrem „Altersheim“ noch gefüttert werden. ANZEIGE Das öffentliche Echo auf diese Entscheidung war verheerend. „Sie wussten, dass Schimpansen langlebig


sind“, verlautbarte etwa die renommierte Primatenforscherin Jane Goodall. „Ob die mit ihnen durchgeführten Versuche der Wissenschaft nutzten oder nicht, ist irrelevant. Sie kaltschnäuzig


ihrem Schicksal zu überlassen, ist unverzeihlich.“ Wissenschaftler, Stiftungen, Tierschutz- und andere Organisationen organisierten eine Email-Flut an das NYBC und starteten Spendenkampagnen


für die Tiere. Deren Versorgung übernahm vorläufig die Humane Society of the United States (HSUS), auch die Mitarbeiter des Chimpanzee Rescue Project arbeiteten unentgeltlich weiter.


ANZEIGE EINE ÜBEREINKUNFT DES NYBC UND DER HSUS SORGT FÜR EINE LEBENSLANGE FÜRSORGE Der öffentliche Druck zeigte Wirkung. Ende Mai dieses Jahres knickte die NYBC ein und traf mit der Humane


Society eine Übereinkunft. Demnach zahlt sie sechs Millionen Dollar zur Fortführung des LCR. Die HSUS steuert ungefähr den gleichen Betrag bei und übernimmt die weitere Versorgung der Tiere.


Diese schließt nicht nur Futter und tierärztliche Überwachung ein, sondern auch den Bau von Unterständen und weiterer Infrastruktur auf den Affeninseln. Künftig anfallende Kosten wollen


sich beide Organisationen teilen, wobei die HSUS auf Spenden und andere Beiträge angewiesen ist. ANZEIGE ANZEIGE Nutznießer sind die derzeit 63 Primaten, die in Gruppen von neun bis 13


Individuen auf den sechs Inseln im Farmington River leben. 14 von ihnen kamen nach dem Ende des Vilab-Programms zur Welt und sind heute zwölf oder weniger Jahre alt. „Es freut mich, dass die


beiden Organisationen einer nach vorn gerichteten Übereinkunft zustimmten, die diesen langlebigen und sozialen Geschöpfen eine lebenslange Fürsorge verspricht“, kommentiert HSUS-Präsident


Wayne Pacelle das Abkommen. „Die Humane Society wird die Ressourcen finden, die sicherstellen, dass diese Schimpansen für den Rest ihres Lebens nur menschliche Freundlichkeit erfahren.“ Wie


es scheint, ist für die geschundenen Primaten, die im Dienst an der Forschung für die menschliche Gesundheit litten, ein ruhiger Lebensabend nun endgültig gesichert.


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